DER VERHEXTE RAHM

Eine Bäuerin konnte lange Zeit nicht ausrühren; denn der Rahm im Rührfaß schwand immer auf unerklärliche Weise und der übriggebliebene war nicht zu gebrauchen, da er übel roch. Man riet der Bäuerin, sie solle den im Fasse verbliebenen Rahm auf den Düngerhaufen schütten und ihn dann mit Dornen und Brennesseln tüchtig schlagen. Sie tat es und am nächsten Tage schon sah man im Dorfe eine alte Frau, die im Rufe einer Hexe stand, mit zerkratztem und zerhauenem Gesichte herumgehen. Die Bäuerin aber konnte von da an wieder ordentlich ausrühren.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen