DER TOD IN SCHWEINHÜTT

Als die Pest auch im Jahre 1628 in Schweinhütt Einkehr nahm, ging der Tod sichtbar um und suchte seine Opfer. Nicht lange und man konnte die Lebenden der ganzen Umgegend beinahe schon an den Fingern herzählen. Von Schweinhütt und Rinchnachmündt waren am Ostertage nur mehr insgesamt ein Dutzend in der Pfarrkirche zu Regen. Nun sollte es auch der alten Wirtin zu Schweinhütt ans Leben gehen. Diese sah den Tod schon von weitem herankommen und roch Lunte, wie man zu sagen pflegt. Rasch ergriff sie einen Besen und so bewaffnet stieg sie rücklings die Bodenstiege hinauf, damit der Knochenmann sie nicht unversehens überfalle. Mit dem letzten Besenreislein wollte sie um ihr Leben kämpfen. Der Tod suchte schon in Haus und Hof nach ihr; endlich kam er auch an die Bodenstiege. Als er die abwärts führenden Fußspuren erblickte, sagte er kopfschüttelnd: "hera(b) gschpür i s', hina(u)f nöt!" Dann ging er weiter und "arbeitete" anderswo. So hatte die alte Wirtin den Tod überlistet und blieb schließlich die einzige, welche die Pest überlebte.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen