DER TEUFEL UND DIE NÄHERIN


I.

In Kötzting lebte eine Näherin, die sich auf ihre Geschicklichkeit nicht wenig einbildete. Einmal sagte sie sogar: »Ich möchte gern mit dem Teufel um die Wette nähen!« Kaum hatte sie ausgesprochen, so stand der Teufel auch schon mit Nadel, Faden und einem Stück Hemdenstoff vor ihr und nahm sie beim Wort. Sie sollte mit ihm ein Hemd um die Wette nähen. Der Teufel gewann die Wette und nahm die Näherin mit. Er trug sie bis an die Isar, sprang mit ihr in den Fluß und stieg unter dem Wasser dahin bis zur Höllentür.
II.

Es war irgendwo noch eine andere flinke Näherin. Diese wettete auch einmal mit dem Teufel, wer von ihnen beiden am raschesten ein Hemd zu fertigen imstande sei. Sollte sie die Wette verlieren, so wollte sie dem Teufel zu eigen sein, gewinne sie, müsse der Teufel sie reich machen.

Damit er nun mit dem Einfädeln nicht lange aufgehalten werde, fädelte der Teufel gleich einen ganzen Zwirnknäuel ein; aber zu jedem Stich mußte er infolge der Länge des Fadens immer dreimal um das Haus laufen. Die Näherin wurde daher zuerst fertig und warf dem Teufel die Arbeit lachend an den Kopf. Dieser hatte erst einen Ärmel vollendet. Er bezahlte die Wette, schlich beschämt davon und soll seither nie mehr gewettet haben.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen