DER TEUFELSWEBER VON GOTTESZELL
Ein Weber in Gotteszell ging mit dem Teufel einen Vertrag ein, in dem er ihm seine Seele verschrieb, wenn baldigst ihm er einen tüchtigen Gesellen zur Arbeit sende. Eine Zeit lang ging es gut. Der Weber ließ den Webstuhl klappern und brachte doppelt soviel fertig als früher. Der Gehilfe des Satans, den er stets vor der Arbeit mittels eine Schwarzbuches rufen mußte, wirkte unsichtbar mit. Da, am Hl. Abend, ging auf einmal alles verkehrt. Der Webstuhl knarrte und wollte nicht mehr in Gang kommen. Das Schifflein verwickelte sich im Garn, die Fäden waren größtenteils abgeschnitten und waren sie geknüpft, raps! hingen sie schon wieder lose herab; schließlich war das ganze Garn zu einem Rabenneste verwirrt und nicht mehr in Ordnung zu bringen. Erst als noch die kleine sechsjährige Liese, welche mit Abspülen beschäftigt war, plötzlich mit Gewalt von ihrem Schemel gehoben und derart unter den Tisch geschleudert wurde, daß sie eine Weile bewußtlos liegen blieb, erkannte der Weber, daß der Teufel Unsinn treibe. Er hatte im Schwarzbuch, als er wieder den höllischen Gesellen zur Arbeit zitierte, eine unrichtige Seite erwischt und einen des Webens unkundigen Geist gerufen. Dem Weber war nun angst und bange; er glaubte, der Teufel wolle gar den Vertrag brechen, vor der Zeit streiken und seine Seele holen. In seiner Angst lief er spornstreichs zum Pfarrer und bat ihn um Hilfe. Der trieb den Teufel mit vieler Mühe aus. Die Leute aus der Umgebung hießen den Weber nur mehr den Teufelsweber und mieden ihn. Ohne Arbeit und Verdienst mußte er die Gegend verlassen und soll nach etlichen Jahren in fremdem Lande verhungert sein.
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen