DER TEUFEL AM FENSTER

Bei einem Einödbauern unweit Pöcking kam der Teufel öfters nachts zu einer Magd ans Fenster und brachte ihr jedesmal Eierbrot und sonstiges Backwerk mit. Die Magd wußte nicht, wer der nächtliche Besucher sei; doch kam ihr derselbe unheimlich vor und sie sagte einmal zu ihm: »Zweng was bringst ma denn niar a Hausbrot mit?« Na, a sö(l)chas kann a da nöt bringa!« ward ihr zur Antwort. » Wö denn nöt?« forschte die Magd weiter. »Wei(l) dö tuschadn 1) Weibaleut 's Kreuz drüba machan«, stieß der Teufel grimmig hervor. »Aus is, da Teufi!« schrie die Magd, schlug sich bekreuzend klirrend das Fenster zu und verkroch sich zähneklappernd in ihr Bett. Daraufhin wollte das Mädchen natürlich nichts mehr von einem Plauderstündchen am Fenster wissen. Der Teufel aber kam allnächtlich wieder und vollführte jedesmal einen Höllenlärm, wenn die Dirne sich nicht zeigte. In ihrer Bedrängnis ging diese zu einer alten, weisen Frau, welche ihr den Rat gab, sie solle ein Kränzchen aus Ehrenpreis, Kuhlkraut und Widridor, welches am Fronleichnamstage bei der Prozession mitgetragen worden ist, in ihrer Kammer aufhängen. Und dieses Mittel half. Nur einmal hörte die Magd den Teufel noch am Fenster klopfen und dann kläglich ausrufen: »Ehrenpreis, Kuhlkraut und Widridor ham mi um mein liabstn Schatz bracht!«

1) Tuschend = Wasser schüttend (beim Brotbacken).

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen