DER REITENDE HAUPTMANN

Es war im Dreißigjährigen Krieg. Schon hatte Arnstorf ein paar Mal schwer unter Feindesmacht zu leiden gehabt und wieder war der Markt voll fremden Kreigsvolks.

Die Feinde praßten, die Bürger darbten. Boten waren ausgeschickt, Hilfe zu suchen. Endlich sollte von Pfarrkirchen her Rettung kommen. Ein Fähnlein bayerische Reiterei unter einem Hauptmann wollte Arnstorf von den Feinden säubern. Die Bayern rückten abends ganz an den Markt heran. Wo heute in der Talmulde vorm Kühbleyinger Hölzl das Kreuz steht, da lagerten sie, während der Hauptmann verkleidet in den Markt ging, um die Feinde auszukundschaften und mit den Arnstorfern die nötigen Abmachungen zu treffen.

Erst gegen Mittag kehrte der Hauptmann zurück, um seine Leute gegen die feindliche Besatzung vorzuführen. Aber entsetzlich war der Anblick, als er die Talmulde erreichte: noch glimmten die Feuerreste und um dieselben lagen seine Mannen, alle, alle vom Feinde erschlagen - tot, beraubt der Waffen und der Pferde. Meuchlings waren sie im Schlafe überfallen und vernichtet worden.

Den Hauptmann erfaßte Entsetzen. Er ritt von dannen und ward von Stund an nirgends mehr gesehen. Aber, wer in Zeiten des Neumonds in der Mitternachtsstunde von Arnstorf auf der Straße nach Pfarrkirchen gegen Kühbach wandert, dem kommt manchmal galoppierender Hufschlag entgegen. Unwillkürlich weicht er aus und vorüber saust ein Reiter bis zur Absetz, wo der Berg sich gegen Arnstorf neiget. Dort biegt er von der Straße ab, hinunter in die Talmulde am Kühbleyinger Holz, um sich im Nebel zu verlieren: es ist der Hauptmann, der seine Reiter sucht.

J. Weiher

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen