DER NATTERNBERG

Den Teufel ärgerte schon lange das Kloster Metten und er wollte die frommen Mönche vertilgen. Da trug er nun bei Nacht und Nebel einen riesigen Felsblock aus dem Gebirge. Er wollte ihn in die Donau werfen, damit dieselbe aus den Ufern trete und Metten überschwemme. Als er zum Wurfe ausholte läutete man in Metten eben den Tag an. Dadurch erschrak der Teufel derart, daß ihm der Felsblock entglitt und hart am jenseitigen Ufer niederstürzte. Schleunigst entfloh er zur Hölle. Auf dem Berge nisteten sich bald viele Kröten und Nattern ein, darum erhielt der Berg den Namen Natternberg.


Nach einer anderen Sage sind die Deggendorfer in früherer Zeit arg fromm gewesen, was den Teufel recht verdrossen hat. Da hat er hin und her überlegt, wie es zu machen sei, daß das anders werde. »Ei, wenn sie nimmer sind, dann ist auch ihre Frömmigkeit abgeschafft«, dachte er, flog hurtig nach dem Süden, brach aus dem steinernen Grenzwall drunten ein riesiges Felsstück los, lud es auf seinen Schubkarren und trabte damit wieder der Donau zu. Das geschah in stockfinsterer Nacht. Der Felsen sollte die Donau stauen und die Flut die Deggendorfer ertränken. Als er dem Strome bereits nahe war, klang plötzlich vom andern Ufer aus der Mettener Klosterkirche her die Morgenglocke. Als hätte ihn eine Hornisse gestochen, so fuhr der Satan auf, ließ Karren und Felsblock stehen und floh mit greulichem Fluche aus der Gegend.

Der Fels wimmelte bald von abscheulichen Nattern und man gab ihm daher den Namen Natternberg.

Die Großmutter erzählt, daß man die Schubkarrenhörner und die beiden Griffenden heute noch sehen könne und mancher von den Buben aus der Gegend hat schon Nachschau gehalten.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen