DER FÜSTENECKER JAGDBISCHOF

Unter den Fürstbischöfen von Fürsteneck war einer, der nichts mehr als die Jagd liebte. Aber auch kein Mensch war ihm so verhaßt als ein Wilddieb und Wilddiebe gab es in seinen ausgedehnten und reichen Jagdgründen genug. Wurde einer ertappt und gefangen, so ließ er ihn zunächst in den Hungerturm werfen. Dann schnallte man ihn auf einen weißen Hirsch, der mit Hunden in die Wälder hinausgehetzt wurde, so daß der Unglückliche elend zugrunde gehen mußte.

Zur Strafe für solch unmenschliche Grausamkeit findet die Seele des Fürstbischofs nimmermehr Ruhe. Man kann ihn zur Nachtzeit öfters auf einem Schimmel durch die Wälder reiten sehen; das Gejammer und Geheul der von ihm getöteten Wildschützen begleitet ihn.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen