DER BÜCHELSTEIN

Im Vorwalde, nicht weit von Hengersberg entfernt, befand sich in alter Zeit ein Schloß, dessen Bewohner alle durch eine schreckliche Krankheit dahingerafft wurden. Nur ein Fräulein blieb übrig. Statt nun Gott für sein Leben recht dankbar zu sein und fromm und gut zu leben, war es recht hochmütig und hartherzig.

Eines Tages klopfte eine arme Frau an die Schloßpforte und bat um ein Stücklein Brot. Das Schloßfräulein hetzte sie aber mit Hunden von der Schwelle. Da verfluchte die Frau das Schloß und seine Besitzerin. Es ging ein Beben durch die Gegend; Blitze zuckten durch die Luft und dumpfer Donner rollte; ein fürchterlicher Krach war zu vernehmen und - das Schloß und was darinnen war, war in Stein verwandelt. Das ist der heutige Büchelstein.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen