DER BESTRAFTE FLACHSDIEB
Einige mutwillige Dirnen aus Rauhbühl bei Viechtach arbeiteten eines Nachts im Brechhause und schimpften weidlich über den Bösewicht, der ihnen schon wiederholt den gebrochenen Flachs entwendet hatte. Um Mitternacht entstand plötzlich ein Sausen und heulend fuhr der Teufel durchs Brechhaus, einen Bündel Flachs mitnehmend. Die Mägde bekreuzten sich und fingen zu beten an. Sie meinten nichts anderes als der Teufel sei der Flachsdieb.
Der aber fuhr den Haselbachsteg hinab, über den der Dieb, der den Dirnen immer den Flachs gestohlen hatte, seinen Weg nehmen mußte und legte sein Flachsbündel dort nieder. Bald darauf kam der Dieb um wieder nach dem Brechhaus zu schleichen. Als er das Bündel sah, griff er gierig darnach, glitt aber aus, stürzte kopfüber ins Wasser und ertrank. Ein Marterl an der Brücke gedenkt des Vorfalles.
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen