DAS WIRTSHAUS IN STEG

Wer war schon in Ering und kennt das »Wirtshaus in Steg« nicht? Gewiß wird sich jeder erinnern können, daß an diesem Wirtshaus oben an der Mauer ein Loch sich befindet und verwundert wird er den Kopf geschüttelt und gedacht haben: »Warum mauert man das Loch nicht zu?« Die Sache hat ihre eigene Bewandtnis.

Der Teufel, der bekanntlich in früheren Zeiten den Menschen allerlei Schabernack gespielt hat, wollte die Eringer einmal mit einem hübschen Bau, der aus seinen Händen hervorgegangen, überraschen und er baute da eines Nachts ein Haus, das heutige Wirtshaus in Steg. Bis auf das jetzt noch sichtbare Loch war es bereits fertig, als die Kirchenglocke den Tag anläutete. Beim dritten Glockenton war der Teufel schon - beim Teufel. Er reist ja flinker wie der Blitz. Und jenes Loch blieb unausgefüllt und bleibt es wohl für alle Zeiten. Man hat es freilich schon einigemale zugemauert; aber über Nacht war es jedesmal wieder aufgebrochen gewesen.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen