DAS MARTERL BEI AY
Bei dem Weiler Ay in der Gemeinde Schwarzach bei Bogen steht ein altes Marterl, das die Vorübergehenden an eine merkwürdige Begebenheit erinnert.
In Dachsberg bei Haselbach lebte ein Bauer namens Veit, ein Gotteslästerer
schlimmster Sorte. Er arbeitete einmal in später Nachtstunde beim
Mondenscheine auf seinem Felde und fluchte dabei gotteslästerlich.
Da wurde er plötzlich von unsichtbarer Hand ergriffen und in die
Lüfte geführt. Es traf sich, daß um dieselbe Zeit der
Mesner von Perasdorf aus dem Schlafe erwachte und infolge der Mondhelle
glaubte, es sei schon Zeit zum Taganläuten, weshalb er eilends zur
Kirche lief und das Glockenseil schwang. In diesem Augenblicke wurde der
Bauer Veit gerade über Ay getragen. Hier fiel er zur Erde. Hinter
sich hörte er noch die Worte: »Jetzt muß ich ihn fallen
lassen, weil der Laurentiushund *) bellt!« Veit kam zwar anscheinend
körperlich unbeschädigt nach Hause, starb jedoch bald nach dem
Vorfalle. An der Stelle, an der er zur Erde fiel, hat man ein Marterl
errichtet.
*) Die Glocke, welche in der Kirche zu Perasdorf zum Gebetläuten
benützt wird, ist dem hl. Laurentius, dem Patron der Kirche, geweiht.
Quelle: Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen