DAS IRRLICHT AM INN

Auf dem Wege zwischen Aigen und Würding, der längs der Innauen dahinführt, sah man lange Zeit allnächtlich ein Lichtlein mit bläulichem Schimmer etwa vier Fuß hoch über der Erde dahinschweben. In Egglfing rastete es regelmäßig auf einem Stiegel *). Ein beherzter Mann aus Egglfing hatte Mitleid mit dem ruhelosen Geiste und legte sich eines Nachts bei dem Stiegel auf die Lauer um das Lichtlein anzusprechen. Er brachte indes sein Vorhaben nicht zur Ausführung; denn als das Licht auf ihn zukam, sah er, daß es ein Totengerippe sei, in dessen Innern an der Stelle des Herzens ein Licht brannte. Bei diesem Anblick entsetzte sich der gute Mann so sehr, daß er eine Weile sprachlos liegen blieb und alsdann schleunigst heimwärts rannte.

*) Zaunüberstieg.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen