DAS HÜHNERBROT

Bei einer Bäuerin im Bayerischen Walde war der Hühnerstall verhext. Die Hühner legten entweder gar keine oder nur leere Eier. In ihrer Not wandte sich die Bäuerin an eine Zigeunerin. Diese gab ihr ein Stück weißes Brot und befahl ihr, es an die Hühner zu verfüttern. Sobald sie nach Hause kam, streute sie den Hühnern Bröcklein von diesem Brote unters Futter und legte das übrig gebliebene Stück in die Tischschublade. Der Bauer wußte von der Sache nichts. Als er am Abend hungrig von der Arbeit heimkam, riß er hastig die Tischschublade auf, packte gierig das »Hühnerbrot« und verschlang es. Die Wirkung blieb auf keiner Seite aus. Nicht nur die Hühner gackerten wieder lustig darauf los und legten schöne, gesunde Eier, auch der Bauer mußte sich dazu bequemen und er legte an zwei Schilling *). Ob er dabei ebenfalls gackerte ist uns nicht vermeldet.

*) 1 Schilling = 30 Stück.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen