DER MUSIKANT AN DER WINDKAPELLE
Am Wege von Teisnach nach Böbrach liegt die sogenannte Windkapelle. Zur Nachtzeit wird sie von den Leuten gemieden, da es dort "umgeht". Man sah auf dem freien Platze vor der Kapelle schon öfters in mitternächtiger Stunde schwarze Spukgestalten sich in wildem Reigen drehen, weshalb dieser Platz Tanzstatt genannt wird. Einmal kam ein fremder Musikant um Mitternacht hier vorüber, als eben der Gespenstertanz begann. Flugs wurde er in die Mitte gezerrt und veranlaßt, aufzuspielen. Die Tanzenden wurden nicht müde und dem Musikanten rannen schon dicke Schweißtropfen von der Stirne; da erklang endlich der Schall der Morgenglocke und im Nu waren die Gestalten verschwunden. Der entsetzte Geiger aber befand sich hoch im Gipfel einer mächtigen Tanne.
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen