DIE TRUD IN ALTRANDSBERG

Der Stallbub eines Altrandsberger Bauern wurde lange Zeit von einer Trud heimgesucht, die immer durch ein Astloch in der Kammertüre zu ihm kam. Einer der Knechte gab ihm den Rat, einen Pfropfen bereit zu halten und denselben so schnell als möglich in das Astloch zu schlagen, sobald die Trud wieder einmal in der Kammer sei. Der Bub tat es. Da stand ein wunderhübsches Mädchen vor ihm. Es bat ihn um Verzeihung, daß es ihn so oft gequält, konnte aber weder seinen Namen noch den Ort nennen, aus dem es stamme. Da es recht anstellig, fleißig und ordentlich war, beredete man es, im Hause zu bleiben. Es wurde später die Frau des Stallbuben, der es im Laufe der Jahre bis zum Vorgeher in dem Hofe gebracht hatte und von den Bauersleuten, seiner Dienstherrschaft, fast wie ihr Sohn behandelt wurde.

Nach Jahren ging eines Tages wieder die Rede darüber, wie die Frau des ehemaligen Stallbuben wohl daher gekommen sein mag. Diese meinte, sie sei irgendwo einmal da herein gekommen. Darauf ging ihr Mann zur Türe und schlug den Pfropfen aus dem Astloch. Es tat einen Wischer: Sssssst ... ! und die Frau war fort und ward nimmermehr gesehen. Sie soll von England gewesen sein.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen