Der Zehnringturm

Vom Wertheimer Bergschloss steht gegen Osten noch ein etwa dreißig Meter hoher Turm, der in seinem zweiten Stockwerk ein Gesims mit Bogenkranz aufweist, über dem zehn eiserne Ringe eingelassen sind.

Weshalb denn? fragten schon viele Besucher der Schlossruine. Die Volksüberlieferung weiß folgende Antwort zu geben: Die ehemalige Grafschaft Wertheim war ganz von würzburgischem Gebiet umschlossen, und es kam öfters vor, dass die Grafen von Wertheim mit den Würzburger Bischöfen in Streit gerieten. Einst lag der Wertheimer mit seinem mächtigen Nachbarn wieder in Fehde. Da drohte der wehrhafte Fürstbischof, er werde die Burgfeste von seinen Mannen berennen und schleifen lassen. Allein der Graf blieb ohne Furcht, ließ dem Bischof zu Trutz und Hohn die Ringe an dem Turme anbringen und nach Würzburg sagen: "Die Ringe zum Herausschleifen der Feste sind schon bereit; bringt nur die Stricke mit und macht euch ans Werk!"

Daraufhin stellte der Bischof die Fehde ein.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 205