Die Seifriedsburg

Vor vielen Jahren lebte bei Gemünden ein Knabe namens Fritz. Und weil er die Schweine hütete, wurde er "Säufritz" geheißen.

Einst hütete er seine Schweine am Ufer der Saale. Da - wie sonderbar - kam plötzlich ein unbekannter alter Mann aus dem Fluß gestiegen, der gab dem Buben einen glatten Kieselstein und sagte, wenn er den bei sich trüge, wäre er unverwundbar, und Hieb und Stich könnten ihm nicht schaden.

Wie nun der Junge erwachsen war, zog er in den Krieg und verrichtete wahre Wunder der Tapferkeit. Da wurde er reich und erhielt vom Gaugrafen die Erlaubnis, sich eine Burg zu bauen, wohin er wolle. Er wählte dazu seine Heimat, und die neue Burg hieß man nach seinem Jugendspitznamen "Säufriedsburg", woraus später der Name "Seifriedsburg" wurde.

Hundert Jahre stand die Burg, als einst das Burggesinde in der Woche nach Johanni mit der Heuernte beschäftigt war. Es war sehr heiß, und gegen Mittag zog ein heftiges Gewitter herauf. Die Knechte und Mägde eilten heim bis auf eine kecke Magd, die übermütig rief: "Ei, es mag donnern und blitzen, so muss ich meinen Heuhaufen spitzen!" In demselben Augenblick fuhr ein Blitzstrahl aus dem Gewölk, der die Magd niederschlug und die Burg in Brand steckte. Seitdem liegt die Seifriedsburg in Trümmern, doch das Dorf führt den Namen fort.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 192