Die Schlange

Einmal pirscht ein Jäger in einem Pflaumheimer Waldrevier, dem so genannten "Farngrund". Da bemerkt er an einer Eiche etwas Sonderbares: Von weitem sieht es aus, als habe sich eine schillernde Schlingpflanze um den Stamm gewunden. Der Forstmann tritt neugierig näher, fährt aber dann entsetzt zurück; denn er erkennt jetzt, dass es eine riesige Schlange ist, die sich um den Baum geringelt hat, und er bemerkt auch, dass die gewaltige Schlange eine glänzende Federkrone auf dem Haupte trägt.

Der Jäger eilt voll Furcht ins Dorf und meldet, was er gesehen hat. Im Ort kann sich aber niemand daran erinnern, jemals von einer so seltsamen Schlange gehört zu haben. Da blättern und suchen die Pflaumheimer droben im Rathause in alten Schriften, ob darin vielleicht etwas über die wundersame Erscheinung aufgezeichnet sei. Und sie finden wirklich eine Schrift, worin verzeichnet ist, dass vor hundert Jahren an derselben Stelle die gleiche unheimliche Schlange beobachtet worden war.

Alt und jung strömte nun hinaus in den Farngrund, um diese Schlange mit der glitzernden Federkrone zu sehen; allein das seltsame Tier war schon verschwunden und wurde auch nicht mehr gesehen.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 99f