Die Urtelbrunnen

In der Nähe von Tölz sind drei Weisbrunnen. Das Trudenbacherl oder die Urtel im Ratzenwinkel ist früher im ganzen Oberland bekannt gewesen und wie zum Riegsee bei Murnau sind oft Bauern bis vom Unterland heraufgekommen, um nachzuschauen, wie der Brunnen läuft. Nach der Stärke des Wasserflusses hat man den Ausfall der Ernte abgeschätzt. Vom Jahr 1856 an hat er eine Zeitlang ganz gestockt zum Zeichen, daß alles wohlfeil wird.

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Die Urtelmühlen in Lenggries und in Benediktbeuern haben auch solche Getreidebrunnen. Wenn die Urtel bei Lenggries viel Wasser gibt und der Längensee bei Sachsenkam, der keinen Abfluß hat, bis Reichersbeuern heraufrinnt, kommen teuere Zeiten. Ein schlechtes Jahr steht auch vor der Tür, wenn der Hungerbrunn zwischen Kochel und Pessenbach stark fließt. Wenn aber der Hackensee in der Teufelsgrube bei Holzkirchen austrocknet, dann wird der Treid billig.

In Tölz prophezeite man nach dem Isarlauf. Wenn das Wasser auf der Krugseite, also markthalb floß, galt das als Vorzeichen für ein gutes Jahr. Wenn sie aber ihr Bett wechselte und drüben beim Noler vor der Brück ihr Rinnsal nahm, stand ein weniger gesegnetes Jahr bevor.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;