Die Schimmelkapelle bei Ascholding

Ehvor man nach Ascholding kommt, hebt sich, linkerhand von der Straße, aus dem Isartal ein kleiner Kegel. Ein dreifacher Wegring zieht sich um den Bühel, der einen Waldschopf trägt und darin ein Kirchlein. Auf dem Altar reitet der heilige Georg sein Rößlein. "'s Büankirchä" heißt das Heiligtum bei den Ascholdingern, "'s Schim-mikirchä" oder "d' Schimmikapejn" sagen die Bauern aus den Nachbarortschaften, weil sich einmal ein Schimmel von der Weide in diese Kirche verirrt hat. Und wie er darin gewesen ist, hat er von rückwärts die Türe zugestoßen. Weil er nicht mehr herausgekonnt hat und tagelang niemand hinauf gekommen ist, hat er drinnen verhungern müssen.

Bei Nacht traut sich auch der Schneidigste nicht auf den "Büan", weil da ein gespenstischer Reiter ums Kirchlein sprengt.
Der Ort ist seit altersher heilig. Die Kapelle, so wie sie jetzt steht, ist erst nach dem Schwedenkrieg gebaut worden, aber auf der Seite, die nach Ascholding schaut, hat man damals einen alten Stein eingemauert, der in der Heidenzeit ein Opferstein gewesen ist.

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Auch beim alten Schloß von Ascholding, das früher rundum mit Wasser geschützt war, ist zur Nachtzeit immer ein Schimmel beim Schloßtor aus dem Wasser gestiegen, ist auf dem Wasser dreimal um das Schloß gelaufen und auf der gleichen Stelle, wo er gekommen ist, auch wieder verschwunden. Die Leute heißen diese gespensterhafte Erscheinung den "Gschloßschimmö".

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;