Der Pumperer-Müller

Der Pumperer-Müller war ein braver christlicher Mann gewesen. Aber nach seinem Tod sahen ihn seine Leut oft mit einem Buch am Gartenweg sitzen. Er hatte schon zu Lebzeiten viel gelesen. Da dachten sie an den Pater Hermolaus von den Franziskanern, den die Tölzer "das Hexenpaterl" hießen. Wenn es wo im Stall fehlte und dem Vieh über Nacht Schweif und Haare aufgedreht und geflochten waren, holte man den Pater Hermolaus. Unter Gebetssprüchen strich er dann dem Roß über den Rücken hinaus und es wirkte. Wie er zum Meßlesen in die Mühlfeldkirche ging, paßten sie ihm den Weg ab und fragten ihn um Rat. Er fand auch gleich die richtige Spur. "Habt ihr nicht einen Garten verkauft?" sagte er. Und als sie sagten: "Ja, den hat der Vater noch verkauft", rief er: "Gewiß habt ihr euch den Durchgang zur Mühl nicht ausgenommen." Nein, das ist nicht geschrieben. "Dann schaut, daß ihr den Weg bekommt", sagte der Pater, "sonst wird der Vater nicht erlöst." - Da suchten sie beim alten Oswald um das Wegrecht nach und von Stund an blieb die Erscheinung aus.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;