Der Schinder mit dem Prügelzauber
Vor mehr als hundert Jahren ist der Tölzer Marktfloß, die
"Ordinari", mit Bier und Leuten nach München gefahren.
Wie sie unterhalb des Taubenloches beim Wasenmeister vorbeikamen, sieht
einer der Gäste "den Unrechten" und schreit ans Ufer hinüber:
"Schindersknecht! Schindersknecht!" - Aber der Schinder hat
mehr können als Birnenbraten und hat es ein wenig mit dem Muxel gehalten.
Er sagt kein Wort, hängt seinen Janker an einen Baumast und haut
mit dem Stecken aus Leibeskräften so unbarmherzig drein, wie der
Teufel einen Bettelbuben in die Hölle wirft. Und jeden Hieb und Streich
hat der andere auf dem Floß an seinem Buckel gespürt, so daß
ihm Hören und Sehen vergangen ist und er mörderisch zu schreien
angefangen hat. "Wart", hat der Schinder gesagt, "ich will
dir schon kommen!" und je mehr der auf dem Waldschragen geschrien
hat, umso stärker hat er zugeschlagen.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;