Die weiße Frau im Pfannholz
Im Pfannhölzl am Kalvarienberg ist es bei Nacht nicht geheuer. Ein
Gäumetzger von München ist einmal in der Finstern durch das
Hölzl heraufgegangen, da hat sich auf halbem Weg beim Rasthüttl,
wo bei dem Bild Unseres Herrn in der Rast die armen Sünder auf dem
Weg zur Richtstätte noch einmal rasten und beten durften, ein klägliches
Wimmern erhoben und eine weiße Frau ist auf einer eisernen Truhe
gesessen und hat die Hände nach dem Metzger ausgestreckt, er soll
sie erlösen. Jetzt ist aber ein schwarzer Pudel mit feurigen, rollenden
Augen vor ihm aufgesprungen. - "Jesus, Maria und Josef!" hat
der erschrockene Metzger gerufen, da ist die weiße Frau mitsamt
der Schatztruhe in die Tiefe gesunken. Bloß ein jämmerliches
Weinen und Wehrufen hat er noch heraufgehört. Der Mann aber ist in
seiner Angst gelaufen wie ein angeschossener Rehbock und ist ganz weiß
in den Stiegenbräu auf der Post gekommen. Vor anderthalb hundert
Jahren hat man noch viel davon im Markt geredet.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;