Das Kirchsteingold
Der Kirchstein steht auf vier goldenen Säulen und in seiner Mitte ist ein goldener Saal. Unermeßliche Schätze birgt das Innere des Berges. Die Venediger haben sie verblendet, aber wenn einer den Tag und die Stunde wüßte, wo der Eingang offen steht, könnte er Gold genug finden, erzählen die Bauern im Wackersberger Viertel. Und der alte, blinde Schweizerwirt am Arzbach wußte es noch, daß einmal ein Hüterbub von sechszehn oder achtzehn Jahren zu einem Brunnengrant gekommen ist, aus dem ist das flüssige Gold wie Wasser geronnen. Er hat aber nicht gleich zugegriffen, sondern erst einen Ochserer oder Geißerer herbeiholen wollen. Wie die zwei zurückgekommen sind, haben sie mit allem Suchen den Platz nicht mehr finden können.
Der Gaißreiter von Lenggries erzählte: Der Kirchstein hat einen Wert, der gar nicht abzuschätzen ist und in der Wand fließt ein goldener Brunnen. Er hat selber oft nachgegraben, ist aber nicht so weit hineingekommen. Wer den Goldbrunnen finden würde, dürfte den König von Bayern gleich fragen, was sein Land kostet.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;