Das Karwendelkraut

Wie die Mutter Gottes einmal über's Gebirg gegangen ist, hat sie sich auf einen Karwendelwasen niedergesetzt und gerastet. Seitdem ist das Karwendelkraut heilig und dem Teufel arg verhaßt. Einmal ist eine Wöchnerin, die noch nicht ausgesegnet war, doch außer Haus gegangen: Da hätte der Teufel Macht über sie gehabt. Aber sie ist gerade noch bis zu einem Karwendelwasen am Weg gekommen und er hat von ihr lassen müssen. Da hat er voll Zorn geschrien:

"Du verfluchtes Karwendelkraut,
hast mir genommen meine Braut!"

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;