Der Heilige von Hohenwiesen
Der Bruder von der Durlhex von Hohenwiesen, der ist ein ganz heiliger
Mensch gewesen. In Gaißach bei der Kirch' muß sein heiliger
Leib liegen. Wie z' Lenggries noch keine Kirche gestanden ist, ist der
ganze Isarwinkel auf Gaißach zur Kirche gegangen. Jeden Kirchtag
ist der heilige Mann bei der Nacht aufgestanden, um von seinem Heimwesen
drei Stunden weit rechtzeitig zum Gottesdienst zu kommen. Sommer wie Winter
hat er die Kirchentür in Gaißach offen gefunden. Einmal hat
er auf dem Kirchenweg nach einem Unwetter über einen hochangeschwollenen
Bach gehen müssen. Da hat er ein Brett aus einem fremden Zaun genommen
und über den Bach gelegt. Von dem Augenblick an ist die Tür
zugeblieben und hat der Meßner z' Gaißach die Glocken nicht
mehr läuten können. Wie der heilige Mann beim Heimgehen die
Brettl von dem Bach wieder weggenommen hat, haben die Glocken von selbst
wieder das Läuten angefangen. Wie er gestorben ist, hat die Hausglocke
in Hohenwiesen von selber geläutet. Sein Grab außerhalb dem
Kirchenchor erkennt man noch heute, weil es im Frühjahr am ersten
aper ist.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;