Die drei Drescherinnen

Schon eine Zeit, ehvor in der Hauptstadt zu München die Cholera ausbrach, sah ein Bauer im Tegernseer Winkel nachts mit einem Male den Stadel hell erleuchtet. Er holte den Nachbarn und dann schauten die zwei durch die Ritzen des Tennentores. Sie sahen die drei Jungfrauen dreschen und hörten, wie sie laut dazu sagten:

"Wir dreschen, wir dreschen den Armen zum Brot und den Reichen zum Tod."

Etliche sagen, die drei Fräulein sind völlig schwarz gewandet gewesen; aber nur der jüngste Bub der Familie hat die Erscheinung ganz gesehen. Das ist vor hundert Jahren gewesen.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;