Der kugelfeste Revierjäger

Der Angermaier Hans von Gmund, der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Tegernsee Revierförster gewesen ist, hat nicht weniger wie zwölf Menschenleben auf dem Gewissen gehabt. Die Burschen hat er niedergeschossen wie die Hasen. Mensch oder Tier, das ist ihm alles eins gewesen; er hat sich nichts daraus gemacht. Die Wildschützen haben ihn nicht getroffen. Und wie sie ihm einmal angekonnt hätten, haben sie ihn auch nicht ganz erschlagen können. Er hat nicht sterben können und hat lang gedeutet, bis sie ihn verstanden und einen geistlichen Herrn geholt haben. Der hat ihm die Hostie aus der rechten hohlen Hand geschnitten, wo er sie am Martinstag hat eingeschoben und einwachsen lassen.

Auch die Wildschützen verbünden sich mit dem Teufel, indem sie das heilige Brot einnarben lassen. Schießt der Jäger auf so einen, dann trifft er nur eine Kranawitstaude.

In Tölz hat einmal eine Frau recht schwer sterben können; die hat auch so etwas gemacht gehabt.

Um sich kugelfest und unsichtbar zu machen, nehmen die Wildschützen das Fingerglied eines vor der Geburt gestorbenen unschuldigen Kindes als Amulett oder sie beten dreimal das Vaterunser Wort für Wort von hinten nach vorn.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;