Das Kirchlein zum Heiligen Kreuz bei Windshausen
Ein kurzes Stück Wegs von Windshausen nach Süden zur Landesgrenze, liegt links der Straße etwas erhöht auf einem Absatz des steil abfallenden Kranzhorns ein stattliches Kirchlein, das dem heiligen Kreuz Jesu geweiht ist. Seine Entstehung hängt eng mit der Innschiffahrt zusammen, und wenn er auch nicht der Hauptpatron dieser Kapelle ist, so fehlt doch im Inneren derselben nicht die Figur des heiligen Nikolaus, der von den Schiffsleuten, die einst den Inn befuhren, als ihr Schutzpatron besonders verehrt wurde.
An der Stelle, wo die Kapelle steht, stand im Jahre 1677 der Bürger, Weinwirt und Schiffsmeister Christoph Hupfauf von Neubeuern, und wartete ungeduldig und von Ängsten geplagt auf zwei große Plätten, die, schwer mit Kupfer beladen, von Tirol herkommend hier anlegen mußten, wenn der hochgehende Fluß ihnen keinen Schaden vorher zufügen würde. Das Wasser des Inns aber ging gefährlich hoch, wilde Strudel wirbelten da und dort in der reißenden Strömung. Die Schiffe waren schon eine geraume Weile überfällig, und das Landen würde unter den gegebenen Umständen sehr schwierig werden.
Endlich kam der Schiffszug an, aber bei der Landung geriet er mit seiner wertvollen Fracht in höchste Bedrängnis. All die gefahrvolle, äußerste Anstrengungen erfordernde Arbeit der Schiffsknechte schien es nicht bewerkstelligen zu können, die Schiffe ans Ufer zu steuern, ohne daß dieselben dort zerschellen würden, denn immer wieder wurden sie von den unheimlichen Kräften der Wellen hochgeschaukelt und weitergetrieben. In dieser großen Not, als er schon an der Rettung der Schiffe zweifelte, gelobte der Schiffsmeister Hupfauf, dem heiligen Kreuz zu Ehren ein Kirchlein an dieser Stelle zu erbauen, wenn alles doch noch ein gutes Ende nähme. Gleich darauf meisterten die Schiffsleute die Gefahren und brachten beide Schiffe ruhig an Land.
Bald darauf gingen die Bauleute im Auftrag Hupfaufs ans Werk, und so entstand die Heilig-Kreuz-Kirche in den Innwiesen am Fuße des Kranzhorns. Eine Klause kam auch noch dazu, in der bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts ein Eremit hauste.
Was aber die besondere Unruhe des Schiffsmeisters noch verständlicher
macht, war der Umstand, daß er eine Wallfahrt nach Altötting,
die er früher schon gelobt hatte, damals noch nicht vollbracht hatte.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 147