Wie das Rosenheimer Schloß versank
Im Schloß von Rosenheim lebte einmal ein geldgieriger Verwalter. Er ließ alle Steuern erhöhen und sammelte Reichtümer. Aber alles Gold und Silber war ihm nicht genug. Da schloß er einen Bund mit dem Teufel. Dieser versprach ihm, daß er alle Schiffe im vorbeifließenden Inn auf Grund laufen ließe, wenn er jedesmal die Hälfte der Ladung und die Seelen der Besatzung bekäme. Da dachte sich der Verwalter: Die Seelen der Schiffsleute kannst du haben, aber die Hälfte der Beute bekommst du nicht. So kam es, daß der Verwalter dem Teufel nur das erstemal die halbe Schiffsladung gab, und dann wurde es immer weniger. Da fragte ihn einmal der mißtrauisch gewordene Teufel: "Ist das wirklich die Hälfte der Ladung?" Und der Verwalter antwortete eiskalt: "Ja." Da drohte der Teufel: "Wenn du mich betrügst, vernichte ich dich!" Aber der Verwalter hörte nicht auf, den Teufel zu betrügen und er freute sich, daß der nichts merkte. Einmal gab er ihm wieder nur den viertelten Teil. Da schrie der Teufel: "Du hast es gewagt, mich zu betrügen. Das wirst du büßen!" Auf einmal zitterte und bebte die Erde, und plötzlich versank das ganze Schloß mitsamt dem geldgierigen Verwalter.
Vom Schloß sieht man heute keine Spur mehr. Nur noch der Name "Schloßberg"
erinnert daran.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 171