DIE GRÜNDUNG DES KLOSTERS WESSOBRUNN
Herr Tassilo bestieg das Ross, ließ das Horn erschallen und zog mit seinem Tross in den Wald, um zu jagen. Schließlich wurde er müde, stieg ab und ruhte mit seinem Knechte Wesso auf weichem Moose unter hohen Bäumen. Ihn dürstete, aber nirgends war ein Trunk Wasser zu finden. Vor Müdigkeit schlummerte er ein und sah im Traum vom Himmel herab sich eine Leiter zur Erde senken. Auf ihr stiegen Engel hernieder, schöpften aus einem Quell und tranken das reine, helle Wasser. Tassilo erwachte, noch von dem wunderbaren Gesicht verwirrt. Plötzlich hörte er es in der Nähe rauschen; aus einem Stein sprudelte das reinste Wasser hervor. Er hieß seinem Knecht Wesso einen Trunk davon bringen und sagte: "Wesso, du bist der Erste, der von dem Quell schöpfte; darum soll er Wessobrunn heißen."
Der Trank schmeckte ihm, als wäre es der köstlichste Wein. Und an dem Orte gründete er das Kloster, das von dem Quell seinen Namen hat.
Quelle: Friedrich Lüers, Bayrische Stammeskunde,
o.J.