PASSAUER SCHUTZZAUBER

Ein Student, Christian Elsenreiter genannt, versuchte zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in der Stadt Passau in einem Gäßchen, rückwärts dem Rathaus, wo er sich aufhielt, durch Verfertigung von Zauberzeddeln, die gegen alle Verwundungen schützen sollten, Ansehen und Reichtümer zu erlangen. Es waren auf den Zeddeln diese Worte zu lesen: "Teufel hilf mir; Leib und Seel geb ich dir." Wer sich vor jeder Kugel, Lanze und Schwert sicherstellen wollte, verschluckte einen solchen Zeddel, und seine Existenz war auf Lebenszeit geschirmt. Starb er aber in den ersten z4 Stunden nach der Verschluckung, so gehörte seine Seele dem bösen Feinde an. Die Vorurteile des Zeitalters kamen dem Erfinder günstig zu Guten; in kurzer Zeit war diese Kunst unter dem Namen "Passauer Kunst" und die Benennung "Passauer-Zeddel" allgemein bekannt. Im dreißigjährigen Kriege, und besonders im oberösterreichischen Bauernkrieg unter Kaiser Ferdinands 11. Regierung, bedienten sich sehr viele Soldaten und Bauern dieses Mittels, und selbst der in der Geschichte bekannte Stephan Fädinger soll fest an die Unverletzbarkeit seines Körpers geglaubt haben.


Quelle: Lenz, J., Historisch-topographische Beschriebung von Passau, Bd. 2. Passau 1819. S. 114f.