Die lächelnde Mutter Gottes

Wie in den siebziger Jahren die Cholera so arg in München war - und es kamen auch sonst in Bayern, ganz besonders zwischen München und Bamberg, häufig Cholerafälle vor -, da hatten die Bamberger schreckliche Angst, sie könnte zu ihnen kommen.

Es ging mancher von Grund aus in sich, und viele verlobten sich zur Mutter Gottes von der oberen Pfarr', die ein wundertätiges Gnadenbild ist, damit sie die Krankheit fern halte. Zum gleichen Ende tat auch der damalige Pfarrer von der obern Pfarr', ein recht christlicher Herr, alle Tag ein Gebet. Und einmal am Sonntag ist er ganz beglückt und zuversichtlich auf die Kanzel gestiegen und hat gesagt: "Kinder, tut's Euch nicht fürchten, die Cholera kommt nicht, denn heute, als ich um Abwendung gebetet habe, hat unsere liebe Frau mir zugelächelt."

Das wollten nun viele nicht glauben, aber doch ging es richtig hinaus, denn eine Stunde vor Bamberg waren die letzten Cholerafälle, zur Stadt hinein ist sie nicht gekommen.

Quelle: Andreas Haupt, Die schönsten Bamberger Sagen und Legenden, Bamberg 1877, neu herausgegeben von Gerhard Krischker 2002, S. 37 - 38.