St. Kunigundes Ring
Einstmals lustwandelten Kaiser Heinrich und seine Kaiserin Kunigunde
in Bambergs Nähe; es war ein Festvorabend und alle Glocken läuteten
den morgenden Festtag ein. Vor allem aber die zwei hehren Domglocken,
die der Kaiser eine und Kunigunde eine jüngsthin erst neu gestiftet
hatten, klangen füllreich und harmonisch über der stillen gottgesegneten
Bamberger Flur. Da begannen die Gatten zu eifern, wessen Glocke am schönsten
klinge, und die Kaiserin rief, vom Streit erhitzt, indem sie ihren Ring
vom Finger zog: "So wahr dieser Ring meine Glocke und nicht deine
treffen soll, so wahr ist meine die schönste und vom reinsten Klang!",
und schleuderte den vielwerten Reif durch die Luft und er fuhr durch die
Luft bis zum Domturme und schlug ein Loch in die Kundelsglocke, und dennoch
blieb der Glocke Klang voll und rein und unverändert. So sah der
gute Kaiser Heinrich II. sich auch hierin besiegt, denn er zog bei Kunigunden
immer den Kürzeren, selbst noch im Tode. - Andere sagen, der Kaiser
habe an dem Ort, den man noch heute Kunigundens Ruh nennt, ihre Treue
angezweifelt, und diese zu beweisen, habe sie den Ring durch die Glocke
geworfen.
Quelle: Andreas Haupt, Die schönsten Bamberger
Sagen und Legenden, Bamberg 1877, neu herausgegeben von Gerhard Krischker
2002, S. 88.