Ursprung der Kirche zum heiligen Grab in Bamberg.
Eigentlicher Ursprung und Herkommen des Jungfrauen-Klosters zum h. Grab. Bamberg 1786, S. 14. Hoffmann l.l.p. 187. N. Haas, Gesch. Der Pfarrei St. Martin, S. 152. A. Haupt, Bamberger Legenden u. Sagen, S. 167.
Vor Zeiten, als noch "fahrende Schüler" singend das Land durchzogen, kam auch ein Häuflein derselben im Jahre 1314 nach Bamberg. Sie nahmen nahe der Pfarrkirche St. Martin Herberge, sangen und spielten; es war acht Tag nach Petri und Pauli. Da verlor ein gewisser Simon all' sein Geld und seine Kleidung. Seine Genossen verstießen ihn nun, und er nahm im Badehaus hinter St. Martin seinen Aufenthalt. Am Tage hatte er in einer silbernen Büchse das Allerheiligste zu einem Kranken tragen sehen. Hätte ich diese Büchse, dachte er, ich wollte damit aus allen Schulden und Nöthen kommen. Der Gedanke wurde zur That. Begleitet von dem Teufel in Gestalt eines Badeknechts gelangte er durch ein Fenster in die Kirche, band den Kirchner fest, welcher wachte, erbrach das Sakrarium, und bemächtigte sich der kostbaren Büchse. Es waren heilige Hostien darin. Ihr Anblick machte ihm unheimlich und bange. Nach kurzem Zaudern legte er die Hostien auf einem Kornacker nieder. Zur Unterlage hatte er rothen Sendel genommen. Er nahm mit dem silbernen Raube die Flucht nach Forchheim. Dort ergriffen gestand er sein Unrecht, und wurde zu Bamberg zum Tode verurtheilt, durch die Straßen geschleift und gerichtet. Er starb voll Reue. Der Vorfall setzte die ganze Stadt in Bewegung. Die Mägde des Custos bei St. Gangolph hatten im Vorübergehen die Hostien entdeckt. Sie eilten, die Sache ihrem Herrn, dieser dem Pfarrer bei St. Martin zu hinterbringen. Der begab sich an den bezeichneten Ort; nahend mit Ehrerbietung wollte er wiederholt das Heiligthum erheben, aber eine geheime Kraft lähmte seine Arme. So kam der Bischof Wulfing in feierlichem Zuge, begleitet von der Geistlichkeit und allem Volke der Stadt, und erhob das Sakrament. Kranke und Lahme, welche dem Zuge sich angeschlossen oder sich nachtragen ließen, erhielten ihre Genesung. An demselben Orte, wo der Gekreuzigte, wie dort zu Jerusalem im Grabe, hier auf der Erde ruhte, wurde nun eine Kirche erbaut und zum heiligen Grabe genannt. Anfangs umzäunte man nur den Ort. Der Custos erbaute, unterstützt von dem Bürger Tausendschön, die erste kleine Kapelle, woraus nachmals die Kirche zum heiligen Grabe hervorgegangen.
Quelle: Alexander Schöppner, Bayrische Sagen,
Sagenbuch der Bayerischen Lande, Band 1, München 1852, Nr. 213