177. Die Zauberpfeife.

Im Kotters zwischen Grünten und Roßkopf hatte man einmal große Strecken Waldes geschlagen und dabei waren viele Arbeiter beschäftigt. Damals war aber hier noch eine förmliche Wildnis, und durch die vielen wilden "Töbler" und Bachrinnsale war die Fortschaffung des gefällten Holzes, zumal der Sägeblöcke, ungemein mühsam und an manchen Stellen fast nicht möglich. Es befand sich aber unter den Holzern einer, der mehr konnte als nur Brot schneiden, und sich auf allerlei Zauberkünste verstand, weil er mit dem Teufel einen Akkord geschlossen hatte. Wenn man an den verschiedenen Plätzen einen Haufen Blöcke und Scheiter beisammen hatte, so kam der Zauberer bloß mit einer Pfeife und fing an, aufzuspielen und vor sich hinzutänzeln. Alsbald geriet dann der ganze Holzhaufen auch in Bewegung und fingen die Blöcke an auch zu tänzeln und zu hupfen, und folgten alle trippelnd dem vorausgehenden Zauberer nach, wohin er sie haben wollte.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 177, S. 186.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.