68. Versunkene Glocken.

1.

Die Seeger hatten in alten Zeiten auf ihrem Kirchturme eine außergewöhnlich hochgeweihte und wundervolle Glocke, deren mächtiger Schall alle Wetter vertrieb, und die daher im Ort und in der ganzen Umgegend bekannt und berühmt war. Im Schwedenkrieg fürchtete man nun, der Feind könnte das kostbare Besitztum entführen, wenn er von dessen Kraft und Macht Kenntnis erhielte, und um dies zu verhindern, nahm man vor Ankunft der Kriegshorden die Glocke vom Turme herab, um sie bis zur Friedenszeit im See an einer bestimmten Stelle zu versenken, wo sie sicherlich niemand vermuten und suchen würde. Allein die schwere Glocke versank so tief im Schlamme, daß man sie nachträglich nicht mehr herausbringen konnte. Bei dem Kriegselende und der Pest kamen dann auch so viele Menschen um, daß bald niemand mehr da war, der die rechte Stelle wußte, und so liegt sie bis heute noch tief im Seegrunde versenkt.

2.

Im Hattenhofer Moos bei Geisenried ruht eine Glocke von Geisenried. Sie wurde dort im Schwedenkrieg versenkt, damit sie vor dem Feinde gerettet bliebe und nicht zum Kanonengießen verwendet würde. Wenn das Moos einmal ausgestochen wird, wird man sie finden.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 68, S. 72 - 73.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.