70. Schloß "Krähe" und das Heidengundele von Heimenkirch.
Auf dem Hügel, wo jetzt das Kaplanhaus in Heimenkirch steht, soll in den ältesten Zeiten ein Schloß gestanden haben, das "Krähe" genannt ward. Die Besitzer desselben verharrten noch hartnäckig im Heidentum, als schon längst alle Bewohner der Gegend sich zum Christentum bekannt hatten. Nach der Zerstörung des Schlosses lebte von diesem Geschlechte, das zuletzt ganz verarmte, bis in die Zeit des Schwedenkrieges ein uraltes Fräulein, das die letzte Heidin der Gegend gewesen, und das man darum das Heidengundele hieß. Da sie bis zu ihrem Tode Heidin blieb, wurde sie nicht auf dem Kirchhof beerdigt, sondern auf dem sogenannten "Roßhimmel" begraben, einem Hügel bei Heimenkirch, wo man früher die gefallenen Rosse zu verscharren pflegte. Das Heidengundele fand aber selbst im Grabe keine Ruhe; es mußte lange geisten und ging als "Spinnarweible" in der Gegend um.
Auf dem Platz, wo das Schloß gestanden sei, soll man in der Nähe
des Gottesackers schon auf Grundmauern gestoßen sein; aus den Steinen
der Ruine aber habe man seinerzeit zwei Häuser erbaut.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 70, S. 74.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.