179. Der Doktor Phrastikus

(Theophrastus Parecelsus von Hohenheim, geb. 1493 zu Maria Einsiedeln in der Schweiz, gest. 1541; berühmter Arzt und Naturforscher.)

war ein überaus gescheiter Mann und ein wahrer Tausendkünstler, der es vor allem gut verstand aus Eisen Gold zu machen. Auf seinen Reisen begab er sich einmal in eine Schmiedewerkstätte, gab sich als gelernten Schmied aus und bat um Arbeit. Da stellte ihn der Schmied als Geselle ein und übergab ihm für die nächsten Tage Arbeit, während deren er selbst verreisen müsse. Als der Meister wieder zurückgekehrt war, zeigte es sich, daß der Geselle alles verpfuscht und ihm ungemein viel Eisen verhämmert und verdorben hatte. "Ich hab' gemeint, ihr seid ein Schmied, und nun habt Ihr mir alles bloß verhunzt," sprach er, und jammerte ob des großen Schadens, den er dadurch erlitten habe. Da zeigte aber der Phrastikus erst, was er könne, und machte augenblicklich den ganzen Amboß zu Gold, daß der Schmied nicht genug staunen konnte und voller Freude war. Da habe er nun den Schaden vergütet, daß er gewiß zufrieden sein werde, sprach der Doktor, ermahnte ihn, das Gold gut zu verwenden, und zog wieder weiter.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 179, S. 187 - 188.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.