136. Der Geist in der Hüttenkapelle bei Pflach.
Bei Pflach steht auf einem kleinen Hügel neben der Arch und dem Wege zum Pestfriedhof eine Kapelle, die man die Hüttenkapelle heißt, weil in der Nähe ehedem ein Hüttenwerk gestanden hat, in dem die Erze vom Säuling verschmolzen wurden. Auch die nahe Mühle heißt jetzt noch die Hüttenmühle. In der Kapelle soll früher an Sonntagen abends nach Gebetläuten jedesmal ein Geistlicher mit priesterlichem Gewand, aber ohne Kopf zur Sakristei herausgekommen sein, der in seinen Armen ein "Schenkkind" (Wickelkind) trug. Was er dann weiter tat, weiß man nicht; denn die Leute, die ihn sahen, sind jedesmal entsetzt zur Kapelle hinausgesprungen. Ein Mädle, das um diese Zeit einmal noch im Kirchlein betete, erschrak an dem Geiste so sehr, daß es ganz verrückt wurde und es seiner Lebtag auch blieb.
Auch im Turme war es früher nie ganz recht, und wenn der alte Hüttenmüller
nachts mit seinem Fuhrwerk vorbeikam, verstummten jedesmal die Pferdeglocken,
und die Rosse fingen an zu zittern und zu schwitzen, daß sie dann
in der Mühle ganz erschöpft und schweißtriefend ankamen.
Auch sonst hörte er, wenn er auf dem Heimwege nachts hier vorbeiging,
von der Kapelle her oft ein Jammern und Weinen und gewahrte den Geist
überhaupt sehr oft, weil er in einem gewissen Zeichen auf die Welt
gekommen war.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 136, S. 137 - 138.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.