299. Womit die Leutkirchner und die Isner einander foppten.

Die Isner wurden früher von den Leutkirchnern gerne "mit ihren luimenen Glocken" aufgezwickt, indem ihnen vorgehalten wurde, daß sie einstmals, um an Kosten zu sparen oder aus sonstigen Gründen ein Turmgeläute aus Lehm hergestellt hätten, um am Sonntag damit die frommen Gläubigen zum Gottesdienst zusammenrufen zu können. Die Isner leugneten nun zwar nicht, daß sie mit den neuen seltsamen Glocken nicht viel Glück gehabt hätten, meinten aber, die "Luikircher" brauchten gar nichts zu sagen, denn die hätten lange Zeit überhaupt keine Kirchenglocken gehabt und sich damit beholfen, daß der Mesner sich jedesmal unter die Fensteröffnungen des Turmes stellte, zwei Finger in den Mund steckte und einen grellen Pfiff ausstieß. Dann habe er mit den Armen herumgefuchtelt und den Leuten "zugewunken", daß sie kommen sollen.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 299, S. 307.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.