143. Nächtlich beleuchtete Kirchen.
1.
Die Pfarrkirche zu Wangen, in der die alten Ritter von Prasberg begraben liegen, konnte man früher zu heiligen Zeiten oft prächtig beleuchtet sehen. Es stiegen da, wie man annahm, und einige schon gesehen haben wollten, die Ritter aus ihren Grüften herauf und hielten durch die geweihten Hallen einen feierlichen Umzug, und dabei "hallte und toste" es mächtig, daß oft darob in der nahen Postwirtschaft Fremde aufwachten, wenn sie in Zimmern gegen die Kirche übernachteten.
War der Umzug beendet, so stiegen die Ritter wieder hinab in ihre Grüfte, und alles wurde wieder stille und dunkel.
2.
Die Stiftskirche in Kempten sah man in früheren Zeiten des Nachts oft wunderbar beleuchtet. Man glaubt, die Stiftsherren aus uralter Zeit müßten drin geisten und den bei Lebzeiten vernachlässigten Gottesdienst noch nachträglich feiern.
3.
Am Fuße des Kalvarienberges zu Füßen [Füssen] steht
hart an der Straße nach dem Magnustritt und Tirol die Kapelle zu
"Unserer lieben Frau am Berge".
Diese Kapelle sah man in früheren Zeiten nächtlich zuweilen
wunderbar hell erleuchtet, als ob Tausende von Kerzen darin brennten.
Wenn man aber dann zur Kirche hinkam und nachsehen wollte, war plötzlich
aller Lichtschimmer verschwunden und das Innere dunkel.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 143, S. 148 - 149.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.