193. Katzenscharen bedrohen Verfolger.
Der alte Pfeifer von Oberjoch konnte die Katzen nicht leiden und plagte
und prügelte sie daher, so oft er eine erwischen konnte. Das hatte
er lange Zeit so getrieben, bis es ihm einmal bald schlimm ergangen wäre.
Geht er da nämlich einmal nachts von Hindelang heim, und wie er zum
"Bild" kommt, einer kleinen Feldkapelle neben der Jochstraße,
und an nichts Ungerades denkt, hört er plötzlich ein schreckliches
"Gewimsel" und bemerkt weithin die ganze Straße voll von
Katzen, die ihm den Weg absperren und gegen ihn ihre feurigen Augen fürchterlich
wild aufsperren. Es müssen ihrer viele, viele Hunderte gewesen sein,
und alle rutschten auf den Hinterfüßen ihm entgegen. Da ergriff
ihn eine Höllenangst und Furcht, sie möchten nun alle über
ihn herfallen, und in seiner Not gelobte er, nie mehr einer Katze etwas
zuleide tun zu wollen. Da verschwanden die Ungetüme wieder, und er
kam so mit bloßem Schrecken davon.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 193, S. 198.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.