34. Die Wildpoldsrieder Goggeler.
In den Mösern und Riedern bei Wildpoldsried halten sich gewöhnlich
viele "Gäwitzen" und andere Sumpfvögel auf, die in
dem Schilf und Gras nisten. Nun fiel es einmal den Wildpoldsriedern auf,
daß sie so oft solche Vögel vom Boden auf- und davonfliegen
sahen, und weil sie vielfach auch Federn davon herumliegend fanden, so
glaubten sie zuletzt nicht mehr anders, als die Vögel wüchsen
aus dem Boden, und die herumliegenden Federn seien die ersten Anfänge
und Keime davon. Um nun diese Entdeckung gleich nutzbar zu machen, kamen
sie auf den Einfall, sie wollten bei der Hühnerzucht das gleiche
Verfahren einschlagen. Daher nahmen sie eine Masse Goggelerfedern, gingen
hinaus und steckten sie in den Boden, daß Goggeler daraus wüchsen,
die sie dann in reichlicher Menge und auf billige Weise zu braten und
zu verschmausen hofften. Im Spott und Spaß hieß man daher
früher die Wildpoldsrieder oftermalen die Goggeler, um auf die Geschichte
mit dem Federstupfen anzuspielen.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 34, S. 42.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.