263. Das gelbe Laub.
Ein Mann von Winkel bei Berghofen ging einmal zu der nahen Ruine Fluhenstein
spazieren, und als er da in dem Gemäuer herumwandelte, bemerkte er
in einer halbverfallenen Fensternische einen großen kupfernen Hafen.
Neugierig schaute er hinein, fand aber nichts darin als vergilbtes Laub.
Das leerte er die Mauer hinab, und den Hafen nahm er mit. Unterwegs hörte
er auf einmal etwas im Hafen "klappern". Da sah er nach, erblickte
ein schwergoldenes funkelndes Blatt darin und erkannte nun, daß
dies beim Ausleeren zurückgeblieben war und sich zu Gold verwandelt
hatte. Da lief er, so schnell er konnte, zur Ruine zurück, um das
weggeworfene Laub alles auch mitzunehmen; aber als er hinkam, war alles
verschwunden und nicht mehr ein Blättchen zu finden.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 263,
S. 271
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.