277. Die Kapelle in Dattenried.
Zur Zeit des Schwedenkrieges bestand die kleine Ortschaft Dattenried, Gemeinde Stötten, noch aus einem einzigen Hofe, dem jetzigen Bärenbauern. Auf diesem Hofe lebte ein wohlhabendes, aber kinderloses Ehepaar, das vor den eindringenden wilden Kriegsscharen zwar Geld- und Wertsachen noch vergraben und in Sicherheit bringen konnte, dann aber zur Rettung des Lebens flüchten mußte. Dabei ward das Ehepaar so "versprengt", daß die Frau in die Schweiz, der Bauer dagegen bis nach Ungarn gelangte, wo dieser in der Not das Gelöbnis machte, wenn er wieder glücklich in seine Heimat nach Dattenried gelange und mit seinem Eheweib vereint werde, wolle er dort eine Kapelle erbauen lassen. Nach vielen Irrsalen gelang es den beiden wieder, in der Heimat wohlerhalten einzutreffen, und da ihr vergrabenes Geld sich noch vorfand, so konnten sie das Gelöbnis bestens einlösen und die schöne, geräumige Kapelle erbauen lassen, die heute noch den Weiler ziert.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 277,
S. 285f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.