292. Der Pfrontner Bohnenhafen.
Von den Pfrontnern erzählte man früher, sie hätten lange Zeit gemeinschaftlich einen Bohnenhafen besessen, den sie umhatten und fleißig benützten. Weil aber jede Partei unterließ, den Hafen nach dem Gebrauch zu reinigen, so hätte sich an dessen Wände und Boden eine immer dicker werdende Kruste angesetzt, so daß der Hafen, der anfänglich ein ganzes Viertel Bohnen aufnahm, zuletzt nur mehr eine einzige Bohne faßte. Seitdem ist der Pfrontner Bohnenhafen sprichwaörtlich geworden; aber die Pfrontner mögen nicht gerne davon hören und sagen, die Vils hätte ihn schon längst fortgeschwemmt, und jetzt benützten ihn die Füßener [Füssener] als Gerstenhafen.
Hafen = Becher
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 292,
S. 301.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.