296. Lindeberger Bettlermetzger.

Wenn man die Lindeberger tratzen und necken will, so heißt man sie die Bettlermetzger. Das rührt daher. Sie hatten einstmals einen Gemeindestier, der gar zahm, aber auch gar genäschig war, so daß er beim Austreiben an allen Häusern und Kreuzstöcken herumschnüffelte, bis man ihm ein Stück Brot herausreichte, weshalb sie ihn zuletzt nur mehr den Bettler nannten. Als der Stier aber alt und unbrauchbar geworden, beschloß der Gemeinderat ihn zu schlachten, und man tat dem so. Da hieß es aber in der Umgegend überall, die Lindeberger hätten den Bettler gemetzget. Manche spielen auf die Geschichte, wenn sie nach Lindenberg kommen in der Weise an, daß sie, wenn sie sich im Wirtshaus eine Wurst haben geben lassen, das Messer an der Gabel wetzen, wie das die Metzger am Wetzstahl zu tun pflegen.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 296, S. 305.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.