125. Das Balthese Loch bei Lengenwang.
Zwischen Lengenwang und Sulzschneid befindet sich mitten in den Feldungen ein tiefes Loch im Boden, das man das Balthese Loch nennt, und von dessen Entstehung man folgendes erzählt:
Bei Lengenwang lebte vor etwa hundert Jahren ein Bauer, genannt der Balthese Bauer. Der war ungemein jähzornig, ein arger Flucher und ein überaus "leutscheriger" Mann. Da traf es sich einmal, daß er mit einem kleinen Mädchen allein zu Hause war und dasselbe dann unter gräßlichem Schimpfen und Fluchen zu einem Nachbarn schickte, damit es Feuer hole. Als das Kind wieder zurückkam, fand es den Mann erhängt an der Stiege. Zur nämlichen Zeit aber sahen seine Leute den Mann plötzlich draußen auf der Wiese stehen, wo sie gerade mähten, und zwar so nahe, daß der Bub ihm noch zurief, was er da wolle. Es erfolgte keine Antwort, statt dessen aber öffnete sich unter seinen Füßen der Boden und verschlang den Flucher.
Es hatte sich aber das alles kaum recht abgespielt, so kam auch schon das Mädchen vom Hause her gesprungen, der Bauer hänge daheim an der Stiege.
Viele glaubten nun nicht anders, als den Bauern habe der Teufel geholt,
und er sei mit ihm, nachdem dieser sich den Seinen auf dem Felde noch
"verzeigen" durfte, mitten durch den Boden zur Hölle gefahren.
Das Loch aber ist geblieben und soll nach einigen "durch und durch"
gehen; denn man hat es schon öfters ausfüllen wollen, aber alles,
Erde und Stein, soviel man hineinwarf, versanken in der Tiefe. Man nennt
das Loch heute noch das Balthese Loch.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 125, S. 129 - 130.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.